Die Fotoausstellung  „Wir sind viele – Geschichten in Bildern über das allein-erziehen“

In Berlin lebt fast jede dritte Familie mit Kindern in einer Einelternkonstellation. Und doch bleibt ihr Alltag oft unsichtbar. Die Ausstellung „Wir sind viele. Geschichten in Bildern über das Allein-erziehen“ zeigt berührende Momentaufnahmen und überraschende Blickwinkel jenseits von Klischees.

Die porträtierten Personen gewähren Einblicke in ihr Leben – in das, was meist übersehen wird: Momente, Beziehungen, Routinen, Herausforderungen – und neue Perspektiven. Es sind Bilder einer Lebensform, die viele betrifft, aber selten im Fokus steht.


Hintergrund der Fotos

Im Rahmen eines sechsmonatigen Projekts haben sich zehn Einelternfamilien in Gruppenworkshops bei SHIA e.V. und in individueller fotografischer Begleitung durch Julia Vogel mit dem Thema Allein-erziehen auseinandergesetzt. Begleitend entstand ein Schreibworkshop, in dem Texte zu den Bildern entwickelt wurden. Ziel des Projekts und der Ausstellung war es, Selbstermächtigung, Sichtbarkeit und Solidarität untereinander zu stärken.


Projekthintergrund

Alleinerziehende, Solo-Mütter und Einelternfamilien gelten in der öffentlichen Wahrnehmung oft als bemitleidenswert oder überfordert. Viele Betroffene empfinden dieses Bild als einseitig – es wird den vielfältigen Realitäten und Lebensentwürfen heutiger Einelternfamilien nicht gerecht.

Mutterschaft – und insbesondere Solo-Mutterschaft – ist im öffentlichen Raum wie auch in der Kunst unterrepräsentiert.
Die Autorin Mareice Kaiser bringt es auf den Punkt:

Eigentlich wäre Mutterschaft ein gutes Thema in der Kunst. Mutterschaft ist politisch, Kunst ist es auch. Und Kunst ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Aber: Kunst ist Luxus, wenn man Mutter ist – sich das überhaupt zu erlauben, Dinge zu tun, die auf den ersten Blick keinen kapitalistischen oder kümmernden Sinn haben

Die fotografische Auseinandersetzung mit dem Begriff alleinerziehend dient hier als Akt der Aneignung und Selbstbestimmung.
Sie stellt Fragen:

  • Ist Kinderhaben wirklich das Gegenteil von Kunst?
  • Können wir beides sein – Alltagskünstler*innen und Solo-Mütter?
  • Worin steckt die Kunst unseres täglichen Überlebens?
  • Welche Geschichten werden über uns erzählt – und welche wollen wir selbst erzählen?
  • Welche Bilder über uns herrschen vor, von welchen wollen wir uns lösen, und wo entstehen neue?

Ziel der Ausstellung

Die Ausstellung möchte für die Lebenslage von Allein-Erziehenden sensibilisieren, Sichtbarkeit schaffen und eigene Narrative stärken. Sie lädt dazu ein, gewohnte Bilder zu hinterfragen – und neue entstehen zu lassen

Der Anfang unserer Geschichten: Auftaktworkshop zum Fotoprojekt

Am 27. April 2025 fand bei SHIA e.V. der Auftaktworkshop zum Fotoprojekt „Geschichten in Bildern“ statt – ein bewegender und inspirierender Tag, der ganz im Zeichen der Lebensrealitäten von allein- und getrennterziehenden Müttern stand.

In wertschätzender Atmosphäre kamen Teilnehmende, ihre Kinder, die Fotografin Julia Vogel und das SHIA-Team zusammen, um sich kennenzulernen, auszutauschen und erste Impulse für das gemeinsame Projekt zu sammeln. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit Begriffen, gesellschaftlichen Zuschreibungen und persönlichen Erfahrungen rund um das Thema Ein-Elternschaft, wurde beim gemeinsamen Mittagessen auch Platz für Leichtigkeit, Vernetzung und Miteinander geschaffen.

Im Anschluss begann die kreative Phase: Die Teilnehmenden entwickelten erste Ideen für ihre ganz persönliche Foto-Session mit Julia Vogel, die in den kommenden Wochen stattfinden wird. Ziel ist es, individuelle Geschichten sichtbar zu machen – kraftvoll, ehrlich und vielfältig.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mit Offenheit, Mut und Engagement dabei waren! Wir freuen uns auf die kommenden Sessions und den weiteren Austausch. Einige Eindrücke (ohne private Fotos) werden wir in den kommenden Wochen über unseren Instagram-Kanal @shia_berlin teilen.

Let’s make some noise – für mehr Sichtbarkeit und Gleichstellung!